Upcycling? Ist das Konzept sinnvoll?
Spoiler: Nö. Antwort auf einen Artikel von Yvonne Mikschl in der Lautschrift
In der Lautschrift habe ich folgenden Artikel in der Wohnsinn-Kolumne entdeckt:
Wohin mit dem ganzen Glas? oder: Upcycling für Anfänger:innen
Besonders in Repair- und Kreativcafés ist es ein Thema: Nachhaltigkeit. Wie ist das aber im studentischen Haushalt möglich? Und warum spielt Altglas dabei eine große Rolle? Über das Konzept Upcycling und was dahintersteckt.1
Masseströme
Wie auch bei der Autorin des Artikels sammelt sich in unserem Haushalt Altglas. Leider sogar ziemlich viel. Wenn wir versuchen würden, das mit Upcycling zu verwerten, hätten wir statt 50 Gläsern zum Beispiel 50 Lampen. Und das verdeutlicht schon die Krux: Es fallen mehr Einweggegenstände und -Verpackungen an, als man höherwertige Gegenstände brauchen kann. Man könnte sie verschenken oder verkaufen, aber was macht dann die Käuferin mit ihren Gläsern?
Verbundmaterialien
Oft werden beim Upcycling ehemals klassisch rezyklierbare Gegenstände aus einem Material wie Glas verwendet und zum Beispiel mit Acrylfarbe bemalt, Heißkleber, Steinchen und ehemals kompostierbarer Juteschnur beklebt. Was herauskommt muss erst wieder aufgetrennt werden, bevor es klassisch recycelt werden kann. Meist werden zu dem zu upcyclenden Materialien auch neue Materialien hinzugefügt.
In dem ist das eine Lichterkette mit Kunststoffkorken und Batterien , die in eine zu upcyclende Flasche gesteckt wird - zukünftiger Elektroschrott. Der ökologische Vorteil besteht nur, wenn man annimmt, dass man so oder so diese Lampen produzieren würde und ansonsten neue Flaschen nur dafür gekauft hätte.
Bastelmaterial
Ich sehe die Tätigkeit des Upcycling nicht als Problem an; ist es doch nur Basteln mit Materialien, die ansonsten im Müll oder beim Recycling gelandet wären.
(Dass Kunststoffrecycling eine Täuschung ist, wissen wir inzwischen)2
Problematisch wird es, wenn man Upcycling als Lösung für irgendwelche ökologischen Probleme darstellt. Feel-good Nachhaltigkeitsvibes retten leider nicht unser Klima.
Wohin dann mit den Flaschen?
Altglas ist einer der am besten funktionierenden Recycling Stoffkreisläufe. Allerdings wird auch dort nur 60% Scherben hinzugefügt3 und die thermische Energie, um das Material aufzuschmelzen ist erheblich. Das könnte vermieden werden, indem man die Gläser einfach wiederverwendet. Dazu müsste man sie reinigen und wieder zu einer Abfüllanlage bringen, die genau diese Glasform verwendet. Viele Gläser sind sowieso schon genormt und es könnten noch mehr Normgläser verwendet werden.
Bislang sind Gläser wohl einfach zu billig, als dass sich das rentieren würde. Das könnte sich allerdings ändern, wenn die Emissionsrechte für die eingesetzte Energie denen abgekauft werden müssen, denen sie zusteht.4
Und was soll ich jetzt tun?
Egal, was wir in unserem Alltag machen, ist es auf lange Sicht entscheidend, dass wir unser System verbessern. Das können wir zum Beispiel tun, indem wir politisch aktiv werden und bei unseren Mitbürger*innen und Vertreter*innen in den Gremien und Parlamenten dafür werben, dass wir die Emissionen hart begrenzen.5
Während man sich für systemischen Wandel einsetzt, kann man privat auf Verpackung verzichten, indem man entweder in Unverpacktläden einkauft oder auch bei normalen Supermärkten einfach die Verpackung dort lässt.
PS: Witzigerweise gibt es Yvonne and Mitchel mit einem ähnlichen Namen wie die Autorin, die “Upcycled Fashion” machen.
Dass Kunststoffrecycling nicht so funktioniert, wie es sich die meisten Konsument*innen vorstellen ist vielfach dokumentiert. Hier ein Video vom NDR dazu, das ich allerdings ehrlich gesagt selbst nicht ganz angeschaut habe, da ich mit der Thematik vertraut bin: